Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Deutsch ist meistgesprochene Muttersprache in der EU

Zwar sind die aktuell weltweit 185 Millionen Menschen mit Deutsch als Mutter-, Zweit- oder Fremdsprache im Vergleich zu den ca. 1,75 Milliarden Sprechern des Englischen, ca. 1,3 Milliarden des Chinesischen und 572 Millionen des Spanischen sowie etwa 300 Millionen des Französischen global betrachtet eher eine Art „Minderheitensprache“. Nichtsdestotrotz ist Deutsch mit 20 Prozent der Sprecher nicht nur die meistgesprochene Muttersprache in der EU, sondern beeindruckt zusätzlich nicht nur Forscher und Wissenschaftler durch eine Vielfalt an Dialekten, Misch- und Kreolsprachen sowie Varietäten.

Übersetzungen in Standarddeutsch nicht möglich

Außer in Deutschland, Österreich und der Schweiz wird die deutsche Sprache heute vor allem in Liechtenstein, Luxemburg, Belgien (Eupen, Malmedy, Sankt Vith), Italien (Südtirol), Frankreich (Elsass, Lothringen), Dänemark (Nordschleswig), Polen (Opole), Rumänien (Siebenbürgen), Israel („Jiddisch“), Kasachstan, Papua-Neuguinea („Unserdeutsch“), Namibia („Küchendeutsch“), Südafrika („Nataler Deutsch“), Argentinien („Belgranodeutsch“), Brasilien („Hunsrik“) sowie in den USA („Texasdeutsch“) gesprochen. Viele der dortigen deutschen Ausdrücke sind aber schon so alt, dass sie im heutigen Standarddeutsch keine Entsprechung mehr haben und sich somit auch fast nicht übersetzen lassen.

Standarddeutsch, Hochdeutsch und Schriftdeutsch

Während es sich bei manchen der oben genannten deutschsprachigen Gemeinschaften speziell außerhalb Europas jedoch zumeist nur noch um kleine Sprachinseln mit wenigen Hunderten oder auch Tausenden Sprechern handelt, sind Standarddeutsch, Hochdeutsch und Schriftdeutsch in seinen drei Vollzentren Deutschland (Bundesdeutsch), Österreich (Österreichisches Deutsch) und Schweiz (Schweizer Hochdeutsch) trotz teilweise großer Unterschiede in Lexik (Wortschatz), Morphologie (Aufbau) und Phonetik (Laute) sowie Syntax (Ordnung) die von der Mehrheit der Bevölkerungen meistgenutzten Sprachen.

Übersetzungen von Literatur innerhalb des deutschen Sprachraums

Dabei weisen die Varietäten des Standarddeutschen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz allerdings bei Weitem nicht nur sowie vor allem im gängigen Vokabular und bei der Betonung zahlreiche Unterschiede, sondern auch eine ganze Reihe Gemeinsamkeiten auf, sodass die Kommunikation und Verständigung zwischen den Bürgern der drei Länder in der Regel auf jeden Fall schriftlich und mit einigen Abstrichen auch mündlich gut gelingt. Übersetzen muss man somit Bücher aus Österreich und der Schweiz nicht, um sie in der Bundesrepublik verkaufen zu können.

Linguistische Verwandtschaften

Insbesondere in der Hinsicht auf gesprochene deutsche Sprache und deren gegenseitiges Verständnis sind jedoch Aspekte der regionalen, räumlichen und linguistischen Nähe und Verwandtschaft beziehungsweise der Distanz und Entfernung zu berücksichtigen und zu betonen. Hier existieren speziell in Deutschland relativ große Unterschiede in Bezug auf die nördlich und südlich gelegenen Landesteile. In den jeweiligen Grenzgebieten der beiden Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern zur Schweiz beziehungsweise zu Österreich sorgen ähnliche und teils historisch eng miteinander verwandte lokale und regionale Dialekte in der Regel für eine relativ einfache Kommunikation. Oberdeutsche Varietäten wie Alemannisch und Bayerisch haben sowohl klanglich als auch bezüglich vieler gängiger Ausdrücke jeweils viel mit den üblichen Dialekten in den österreichischen Bundesländern Vorarlberg, Salzburg, Tirol und Oberösterreich beziehungsweise denjenigen in den Kantonen der Deutschschweiz gemeinsam. Somit dürfte es etwa den alteingesessenen Bewohnern des Süd- und Hochschwarzwalds recht leichtfallen, sich problemlos mit Einwohnern des Aargaus sowie Basels oder Zürichs zu unterhalten. Gleiches gilt sicher auch für Berchtesgadener im äußersten Süden Bayerns, die mit der Umgangssprache im unmittelbar benachbarten Salzburg vertraut sein dürften.

Austriazismen und Helvetismen

Vermutlich vergleichsweise um einiges schwieriger dürfte sich hingegen die Verständigung auf mündlicher Basis etwa von Nord- und Ostdeutschen mit Schweizern und Österreichern gestalten, da es deutlich weniger Ähnlichkeiten, Berührungspunkte und Gemeinsamkeiten bei Ausdrucksweise, Tonfall und Wortwahl gibt. Somit verstehen wohl die meisten Friesen, Brandenburger, Mecklenburger, Sachsen und Westfalen beim Ski- oder Wanderurlaub in der Schweiz oder in Österreich häufig nur „Bahnhof“, wenn Schweizer etwa von „Peperoni“ sprechen, damit aber Paprika meinen oder Österreicher sich wortreich über die alltägliche „Abendspitze“ beklagen und damit die Stoßzeit im Feierabendverkehr beschreiben wollen. Für Achselzucken und fragende Blicke bei Nord- und Ostdeutschen sorgen häufig auch andere weitverbreitete Austriazismen wie zum Beispiel „Bahöl“ für Aufruhr, „Corner“ für Eckball, „Drahtwaschl“ für Topfreiniger aus Stahlwolle oder „Faschiertes“ für Hackfleisch. Heiterkeit bei bundesdeutschen Urlaubern in Österreich weckt jedoch oft die „Extrawurst“, die in Deutschland als tendenziell abwertende Bezeichnung für Menschen mit besonderen Wünschen bekannt und geläufig ist, in Österreich jedoch schlicht und ergreifend als eine Art Brühwurst aus Rind- und Schweinefleisch sowie Speck, Gewürzen und Knoblauch auf zahlreichen Speisekarten zu finden ist.

Schweizer Hochdeutsch und Schweizerdeutsch

Vor noch größere Verständnisprobleme gestellt sehen sich viele Bewohner norddeutscher Bundesländer bei Aufenthalten in der Deutschschweiz, wo mit der Varietät Schweizer Hochdeutsch zwar ein vorrangig schriftlich genutztes Standarddeutsch existiert, welches sich aber durch zahlreiche Besonderheiten („Helvetismen“) auszeichnet. Hierzu zählen vor allem der Ersatz des Buchstaben Eszett (ß) durch ein Doppel-s sowie die ebenfalls oft zu sehende Schreibweise der Umlaute ä, ö, ü als ae, oe und ue. Darüber hinaus genießt das Schweizer Hochdeutsch bei vielen Eidgenossen nicht allzu große Beliebtheit und wird nur ungern für die mündliche Kommunikation untereinander oder auch lediglich exklusiv für diejenige mit Deutschen verwendet. Gänzlich zu unterscheiden vom offiziellen Schweizer Hochdeutsch ist das Schweizerdeutsch („Schwyzerdütsch“) als die Gesamtheit aller in der Deutschschweiz gesprochenen alemannischen Dialekte. Auch tatsächlich interessierte und generell sprachbegabte Zeitgenossen aus Deutschland geraten bei Versuchen, etwas mehr von den teils sehr speziellen Ausdrücken zu verstehen, schnell an ihre Grenzen. Zu umfangreich ist oftmals die schiere Anzahl nur lokal verwendeter Worte und/oder die für deutsche Ohren reichlich exotisch klingenden Redewendungen wie etwa „abverheit“ für missraten, „Anke“ für Butter, „Äxgüsi“ für Entschuldigung oder „Gumfi“ für Marmelade.

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