Kommasetzung im Englischen

Wir essen jetzt Opa! Dieser Satz verdeutlicht auf dramatische Weise die Wichtigkeit der Kommasetzung in der deutschen Sprache – zumindest, wenn man nicht kannibalistisch veranlagt ist. Doch wie ist das eigentlich im Englischen? Welche Regeln gelten hier?

Regel 1:

Nach einem einleitenden Wort oder einer einleitenden Phrase steht ein Komma.

Beispiele:

Hey, what’s your name?
Without looking left or right, he crossed the street.
Ausnahme: Ist die einleitende Phrase sehr kurz, kann das Komma auch weggelassen werden. Es existiert jedoch keine allgemeingültige Definition, wann eine einleitende Phrase noch sehr kurz ist.

Regel 2:

Die Elemente von Aufzählungen werden durch Kommas voneinander getrennt.

Diese Regel kennen wir aus dem Deutschen. Allerdings gibt es im Englischen einen Unterschied: Das letzte Aufzählungselement kann, wenn es mit and beziehungsweise or eingeleitet wird, ebenfalls durch ein Komma abgetrennt werden. Kann, nicht muss. Korrekt sind also beide folgende Beispiele:
I like dogs, cats and horses.
I like dogs, cats, and horses.

Übrigens: Das zweite Komma im zweiten Beispiel hat es sogar zu einem eigenen Namen gebracht. Es wird als Oxford-Komma, Harvard-Komma oder serielles Komma bezeichnet.

Regel 3:

Zwischen zwei Hauptsätzen steht ein Komma.

Auch diese Regel wenden wir im Deutschen an. Beispiel:
My siblings like going to the mall every Saturday, but I never go with them.
Allerdings gibt es auch hier zwei Ausnahmen:

  • Sind die Hauptsätze sehr kurz, kann das Komma weggelassen werden.
  • Hat der zweite Hauptsatz dasselbe Subjekt wie der erste und das Subjekt wird deshalb weggelassen, entfällt das Komma.

Regel 4:

Vorangestellte Nebensätze werden durch ein Komma abgetrennt.

Beispiel:
If you see Ben at work, please tell him to phone me.
Aber: Please tell Ben to phone me if you see him at work.
Steht der Nebensatz also vor dem Hauptsatz, muss ein Komma dazwischen gesetzt werden. Kommt der Hauptsatz zuerst, fällt das Komma weg.

Regel 5:

Optionale Informationen werden durch Kommas vom restlichen Satz abgetrennt.

Diese Regel kennen wir aus dem Deutschen unter dem Begriff Apposition. Beispiele:

My prof, a really brilliant woman, was born in Austria.
I like my prof, a really brilliant woman from Austria.

Regel 6:

Nicht-restriktive Relativsätze werden durch ein Komma abgetrennt.

Nicht-restriktive Relativsätze sind all diejenigen, die optionale Informationen enthalten. Bezüglich der Kommaregeln verhält es sich deshalb wie bei Regel 5. Restriktive Relativsätze hingegen sind zwingend notwendig, um den Satz zu verstehen. Sie dürfen nicht durch Kommata abgetrennt werden. Beispiel:

My sister who is five years old is ill.
Bedeutung: Ich habe mehrere Schwestern. Die fünfjährige ist krank. Die Information who is five years old macht klar, von welcher Schwester ich spreche.

Gibt es Unterschiede zwischen US- und UK-Englisch? Nur bezüglich der Feinheiten. So wird das Oxford-Komma beispielsweise im American English empfohlen, im British English hingegen wird davon abgeraten.

Insgesamt hat man also bei der Kommasetzung im Englischen dank zahlreicher optionaler Regeln tatsächlich recht großen Spielraum. Wichtig ist nur, eine Variante durchzuziehen, wenn man sich einmal dafür entschieden hat – sonst wirken die Kommata schnell wie nach dem Zufallsprinzip gesetzt.

 

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