7 Fakten zur Bibelübersetzung

 70 Übersetzer übersetzten aus dem Hebräischen

Altgriechisch war die erste Sprache, in die die Tora, ein Kernstück der späteren hebräischen Bibel, im 3. vorchristlichen Jahrhundert übersetzt wurde. Diese Übersetzung wurde durch eine Gruppe von Juden im hellenistisch geprägten Alexandria erarbeitet und hatte zum Ziel, die heiligen Schriften für hellenistische Juden wie auch die Oberschicht vor Ort zugänglich zu machen. Im Aristeasbrief findet sich eine legendarische Darstellung dieser Übersetzung. Die aus dem Hebräischen übersetzten Texte werden in Anlehnung an die rund 70 Übersetzer als Septuaginta bezeichnet. Erst im 2. nachchristlichen Jahrhundert war die Arbeit an dieser Übersetzung abgeschlossen.

Aramäische Übersetzungen sind keine gleichwertige Entsprechung

Ihr Verhältnis zur Bibelübersetzung ist ein prägendes Charakteristikum des Judentums. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden mehrere griechische Revisionen, die sich im Judentum jedoch nicht durchsetzen konnten. Insbesondere nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahr 70 ging das rabbinische Judentum dazu über, den hebräischen Urtext zu vereinheitlichen und buchstabengenau weiterzugeben. Erst zu Beginn des zweiten Jahrtausends war diese Arbeit abgeschlossen. Nach dem babylonischen Exil entwickelte sich zwar das Aramäische zur Alltagssprache der Israeliten. Als Sprache des Gottesdienstes behielt das Hebräische jedoch seinen besonderen Status inne, sodass aramäische Übersetzungen nicht als vollwertiger Ersatz angesehen wurden. Vielmehr dienten sie zu Zwecken der Auslegung und des Studiums. Heute gibt es im Judentum auch Strömungen, die Übersetzungen anerkennen. Hier ist insbesondere das liberale Reformjudentum zu nennen.

Übersetzungen des Neuen Testaments

Im Christentum gibt es keinen vergleichbar identitätsstiftenden Bezug zur Ursprache. Das ist auch nicht verwunderlich, da die Texte des Neuen Testaments ursprünglich in alltäglichem Griechisch verfasst worden waren, für sie also gar kein hebräischer Urtext existiert. Es ist davon auszugehen, dass die Autoren des Neuen Testaments vor allem mit der Septuaginta arbeiteten, um sich auf alttestamentliche Belege zu beziehen. In den folgenden Jahrhunderten spielte seitens der Christen die hebräischen sowie aramäischen Urtexte eine immer untergeordnetere Rolle. Sie wurden kaum rezipiert und kamen im Gottesdienst praktisch nicht vor.

Einheitliche lateinische Übersetzung

Die einheitliche lateinische Übersetzung der Bibel, die sogenannte Vulgata, entwickelte sich in der Spätantike zu einer der wichtigsten Bibelübersetzungen und blieb dies das gesamte Mittelalter hindurch. Im Auftrag von Papst Damasus I. wirkte der Theologe Hieronymus ab 382 an einer lateinischen Übersetzung. Der Name „Vulgata“ bedeutet so viel wie „die Volkstümliche“ und verweist darauf, dass diese Übersetzung allgemein verstanden werden konnte, im Gegensatz zur griechischsprachigen Septuaginta. Die Bibelübersetzung des Hieronymus war nicht nur ein Ausdruck dafür, dass das Christentum zur führenden Religion des Römischen Reiches aufgestiegen war. Der spätere Heilige setzte auch sprachlich Maßstäbe, da seine Übersetzung die mittelalterliche Wissenschaftssprache für Jahrhunderte prägen sollte.

Wort-für-Wort-Übersetzung

Die Vulgata bildete auch die Grundlage einer der ersten deutschen Bibelübersetzungen, die 1466 durch den Buchdrucker Johannes Mentelin in Auftrag gegeben wurde. Als Vorlage für seine reine Textausgabe diente ihm eine veraltete Wort-für-Wort-Übersetzung der Vulgata ins Oberdeutsche. Vor Luther kamen insgesamt 18 Bibelausgaben in den Druck, die von der lateinischen Übersetzung ausgingen. Der Humanismus des 16. Jahrhunderts leitete jedoch eine Rückbesinnung auf die ursprachlichen Bibeltexte in Hebräisch, Aramäisch und Griechisch ein. Auf dieser Grundlage übersetzte Luther 1522 erst das Neue Testament und bis 1534 die gesamte Bibel. Luthers volkstümliche Übersetzung der heiligen Schrift fand schnelle Verbreitung. Dabei spielten sowohl der aufkommende Buchdruck als auch seine Verwendung der Wettiner Kanzleisprache eine entscheidende Rolle, die an keinen besonderen Dialekt gebunden war.

Bibelübersetzung für Katholiken oder Protestanten

Die ab dem 16. Jahrhundert aufkeimenden Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten hatte auch einen Einfluss darauf, welche Bibelübersetzung jeweils den Vorzug erhielt. Schon kurz nach dessen Erscheinen wurde Luthers Übersetzung verboten. Grund dafür waren in erster Linie die papstkritischen Bilder, die in der Ausgabe zu sehen waren. Der katholische Theologe Hieronymus Emser verteidigte diesen Schritt und fertigte seinerseits im Auftrag Herzog Georgs von Sachsen eine eigene Bibelübersetzung an, die 1527 in den Druck ging und starke Verbreitung erfuhr. Moderne sprachwissenschaftliche sowie theologische Forschungen haben jedoch gezeigt, dass sich die beiden Übersetzungen in ihren theologischen Auslegungen weit weniger unterschieden als in ihrem Deutsch. Während Emser mit der Vulgata arbeitete, nutzte Luther darüber hinaus für seine Übertragung die ursprachlichen Texte, die ihm dank der Humanisten wie Erasmus von Rotterdam zur Verfügung standen. Die Priorisierung der Vulgata seitens der katholischen Kirche beziehungsweise der Luther-Bibel seitens der protestantischen Kirchen sollte viele Jahrhunderte lang Bestand haben und trug dazu bei, die Unterschiede der Konfessionen zu verfestigen.

Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache

Dass die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Übersetzung der Bibel nie gänzlich neutral sein kann, zeigen auch die Kontroversen um Bibel in gerechter Sprache, die sowohl von der katholischen Kirche als auch von der EKD nicht für den Gottesdienst empfohlen wird. Diese durch die EKHN unterstützte Bibelübersetzung wurde zwischen 2001 und 2006 durch die Zusammenarbeit von mehr als 50 mehrheitlich weiblichen Bibelwissenschaftlern aus dem deutschsprachigen Raum erarbeitet. Die feministische Theologie, die christliche Befreiungstheologie und das christlich-jüdische Gespräch haben diese Übersetzung maßgeblich beeinflusst. Zu ihren Zielen gehört es, mithilfe einer gerechten Sprache die oft vergessenen Frauen in der Bibel sichtbar zu machen, die in älteren Übersetzungen gern vernachlässigt worden waren. Auch die Tradierung antijüdische Vorurteile soll durch die Verwendung gerechter Sprache verhindert werden. So wird beispielsweise Jesus‘ jüdische Identität deutlich zum Ausdruck gebracht, anstatt ihn als scharfen Kritiker seiner jüdischen Zeitgenossen beziehungsweise Protochristen darzustellen.

Das Kölner Übersetzungsbüro SATZGEWINN steht ihn bei Fachübersetzungen jeder Art gerne zur Verfügung.