Gebärdensprachdolmetscher: ein Berufsbild

Übersetzungen von Nachrichten, Vorträgen und vielem mehr

Man sieht sie immer häufiger in den Medien: Gebärdensprachdolmetscher und Gebärdensprachdolmetscherinnen. Sie übersetzen Nachrichten, Vorträge und andere Statements in eine lautlose Sprache, die hauptsächlich aus Mimik und Gesten besteht. Damit ermöglichen sie Menschen mit Hörschäden, trotz ihrer Behinderung am öffentlichen Leben teilzuhaben.

Besondere Grammatik der Zeichensprache

Der Beruf „Gebärdensprachdolmetscher/in“ ist noch ziemlich jung. In den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts war es noch kaum vorstellbar, dass man diese Form der Verständigung als eigene Sprache vermitteln oder lernen kann. Bis dahin waren meistens nur nahe Angehörige oder Pflegende von tauben oder schwerhörigen Menschen in der Lage, halbwegs flüssig mit ihnen zu kommunizieren. Sie entwickelten mit der Zeit ein Gefühl für die besondere Grammatik dieser Zeichensprache, die sich deutlich von der einer Lautsprache unterscheidet. Wer sie nicht kennt, kann nicht verstehen, was sie nur durch Zeichen und Gebärden zum Ausdruck bringen kann.

Durch Gesprächsdolmetschen aktive Beteiligung am Leben

Ähnlich wie den Angehörigen erging es Fachkräften in sozialen Berufen, die täglich mit schwerhörigen Menschen zu tun hatten. Auch sie lernten, sich durch Gebärden mit ihnen zu verständigen und auch sie begriffen nach und nach die Gesetzmäßigkeit dieser Zeichensprache. Manche von ihnen spezialisierten sich auf die Ausübung dieser Fertigkeit und wurden zu Gebärdensprachdolmetschern. Als solche machten sie akustische Informationen für Gehörlose verständlich und öffneten ihnen damit die Tür zu einer aktiveren Beteiligung am allgemeinen Leben.

Übersetzer für Gehörlose

Die Verständigung zwischen Menschen mit intaktem Gehör und Menschen, die nur schlecht oder gar nicht hören können, brachte mehr Lebensqualität und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten für alle Beteiligten mit sich. War es zunächst nur darum gegangen, die Belange der Gehörlosen, zum Beispiel bei Behörden oder im medizinischen Bereich, zu vermitteln, wuchs das Aufgabengebiet der Gebärdensprachdolmetscher zusehends. Mit der Zeit entstand daraus ein eigenes Berufsbild. Der Beruf des Übersetzers für Gehörlose wird mittlerweile in speziellen Ausbildungsangeboten an Hochschulen gelehrt, an deren Ende ein qualifizierender Abschluss steht.

Übersetzungen für mehr Lebensqualität

Hörbehinderte gewinnen durch den kompetenten Einsatz der Gebärdensprache an persönlicher Autonomie. Mit Hilfe der Übersetzungen können sie sich aktiv in Lebensbereiche einbringen, die für sie sonst nur schwer zugänglich oder ganz verschlossen wären. Damit stehen ihnen Bildungsangebote offen, die sie beruflich voranbringen und ihre Lebensqualität deutlich verbessern können. Gebärdensprachdolmetscher unterstützen sie dabei, indem sie thematische und organisatorische Inhalte der Lehrstoffe für sie verständlich machen.

Qualifizierte Übersetzer für Gehörlose werden gesucht

Doch nicht nur im Bereich der Bildung werden qualifizierte Übersetzer für Gehörlose gesucht. Ihre Einsatzgebiete reichen viel weiter. Auf dem Gebiet der Erziehung, in der Arbeitswelt, bei Behörden und Institutionen, im Gesundheits- und im Sozialwesen, im juristischen Kontext, in religiösen Institutionen, in Medien sowie im Kultur- und Freizeitbereich und auf vielen anderen Gebieten gehören Gebärdensprachdolmetscher zum festen Kern zahlreicher Belegschaften. Auch als freischaffende Dienstleister erfreuen sie sich großer Nachfrage.

Übersetzung bedarf gründlicher Vorbereitung

Die Arbeit eines Gebärdensprachdolmetschers ist vielseitig. Es ist nicht nur seine Aufgabe, gesprochene Inhalte für Gehörlose verständlich zu machen, sondern er übersetzt auch ihre Gebärdensprache, damit Menschen ohne Hörbehinderung sie ebenfalls verstehen. Damit wird er zum Mittler für beide Seiten – vorausgesetzt, er befindet sich an dem Ort, an dem sich Sprecher und Zuhörer aufhalten. Hier hat er die Möglichkeit, eventuelle Verständnisprobleme, ganz gleich, auf welcher Seite sie auftreten, auf der Stelle zu klären und richtigzustellen. Diese Vermittlung erfordert ein hohes Maß an fachlicher, kultureller und vor allem sprachlicher Kompetenz, daher ist für jede Simultan-Übersetzung eine gründliche Vorbereitung erforderlich.

Gebärdensprachdolmetscher in den Nachrichten

Etwas anders liegt der Fall, wenn ein Gebärdensprachdolmetscher virtuell zugeschaltet ist, zum Beispiel im Fernsehen oder im Internet. Es ist mittlerweile ein gewohntes Bild, dass bei der TV-Übertragung von politischen Statements ein Dolmetscher neben dem Referenten zu sehen ist, der das Gesprochene simultan in die Gebärdensprache übersetzt. Auch hier hat sich seine Funktion bereits bestens bewährt.

Übersetzt wird nicht immer simultan

Nicht immer erfolgt eine Übersetzung simultan. Es gibt auch Gelegenheiten, bei denen die ausgangssprachliche Mitteilung erst nach einigen Sätzen oder Abschnitten übersetzt wird, um ihren Sinnzusammenhang nicht zu unterbrechen. Ebenso kann es sein, dass die gesamte Mitteilung erst in normaler Lautsprache erfolgt und dann – ebenfalls en bloc – in die Gebärdensprache übertragen wird. In diesem Fall, der Konsekutivdolmetschen genannt wird, braucht der Dolmetscher ein gutes Gedächtnis oder zumindest die Möglichkeit, sich Notizen zu machen, um den Inhalt fehlerfrei wiederzugeben.

Übersetzung erfolgt in drei Schritten

Eine Übersetzung läuft immer in drei Schritten ab: Als Erstes erfolgt die Aufnahme der Mitteilung in der Ausgangssprache. Dann verarbeitet der Übersetzer das Gehörte sprachlich und inhaltlich. Und im dritten Schritt gibt er das Gehörte in der Zielsprache wieder. Dabei kommt es vor allem darauf an, dass seine Übersetzung genau wiedergibt, was die Absicht der ursprünglichen Mitteilung war. Dazu gehört auch die Form, denn sie ist ein Teil des Vortrags. Auch sie und die Rolle, die sie spielt, muss in der Übersetzung erkennbar sein.

Mehrere Dolmetscher bei internationalen Meetings

Das heißt, der Dolmetscher muss darauf achten, dass seine Übersetzung nicht zu Verständnisfehlern führen kann, die den Sinn der Mitteilung verfälschen würden. Diese Vorgabe gilt gleichermaßen für Gebärdensprachdolmetscher wie für jeden anderen Übersetzer. In manchen Fällen ist es erforderlich, dass mehrere Dolmetscher zum Einsatz kommen, zum Beispiel, wenn bei internationalen Treffen Gehörlose aus verschiedenen Ländern zusammentreffen.

Verschiedene Varianten des Übersetzens

Nicht jeder Gehörlose hat diese Beeinträchtigung von Geburt an. Viele Menschen verlieren ihr Gehör erst im Lauf ihres Lebens. Sie haben meistens Lesen, Schreiben und die Grammatik der deutschen Lautsprache ganz normal in der Schule gelernt. Mit der Zunahme Ihrer Schwerhörigkeit wäre ein Umstieg auf die Grammatik der Gebärdensprache meistens keine gute Lösung für sie. Daher bevorzugen sie in der Regel eine Variante der Gebärdensprache, bei der die gesprochene Sprache visualisiert wird. Durch lautsprachbegleitende Gebärden werden Sätze optisch wahrnehmbar. Dabei bleibt der ursprüngliche Satzbau erhalten und behält seine vertraute Grammatik. Nach einem kleinen Zeitversatz spricht der Dolmetscher den Ausgangstext mit und unterlegt die Wörter mit Gebärden.

Übersetzungen für Taubblinde

Etwas komplizierter ist das Dolmetschen für Taubblinde. Da man hier nicht auf visuelle Hilfsmittel zurückgreifen kann, kommt der Tastsinn zum Einsatz. Als wirksamste Methoden für die taktile Kommunikation haben sich in Deutschland zwei Techniken erwiesen: das Lormen, bei dem jeder Buchstabe nach einer gelernten Systematik durch spezielle Berührungen an bestimmten Stellen der Hand wahrgenommen wird, und das Buchstabieren von Alphabetzeichen mit Handformen, die Gehörlose kennen und durch Abtasten lesen können. Da diese Art zu buchstabieren sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, haben sich Abkürzungen durchgesetzt, die von den Betroffenen in der Regel gut verstanden werden.

Das Übersetzungsbüro SATZGEWINN bietet zwar keine Übersetzungen in Brailleschrift, aber viele andere Fachübersetzungen. Schreiben Sie uns gerne!