Gebärdensprachdolmetscher – fünf Fakten über den Beruf

Gebärdensprachdolmetscher sind gesucht, weil Gebärdensprachen eigene Sprachen sind

Gehörlose Menschen stehen vor großen Schwierigkeiten. Sie müssen eine Laut-Sprache verstehen und sich in einer Laut-Sprache, die sie selbst nicht hören, ausdrücken. Lippenlesen ist da wirklich keine erfolgreiche Methode. Geht das irgendwie anders? Nein. Erfolgreich verständigen sich Gehörlose nur, wenn sie sich auf eine eigene, lautlose Sprache einlassen. Es mag unglaublich klingen, aber solche Sprachen gibt es. Es sind die Gebärdensprachen, die ein lautloses Phonetiksystem haben. In diesen natürlichen Sprachen ersetzen Gebärden Laute; die Hand wird zum Artikulationssytem. Da Gebärdensprachen eigene Sprachen sind, ist beispielsweise die Deutsche Gebärdensprache (DGS) keine besondere Form der deutschen Sprache. Sie ist linguistisch gesehen eine eigene Langage. Dolmetscher, die Gebärdensprachen in Lautsprachen oder andere Gebärdensprachen übersetzen sind deshalb gesuchte Spezialisten. Es ist ein sozialer Beruf mit Zukunft.

Gebärdensprachdolmetscher hören oder sind sogar gehörlos ­ die Vielfalt des Arbeitsgebiets ist groß

Dolmetscher, die sich auf Gebärdensprachen spezialisieren, sind manchmal selbst gehörlos und dolmetschen, wenn Sprecher verschiedener Gebärdensprachen aufeinander treffen. Sie sprechen ausschließlich mit den Händen. Dabei artikulieren sie natürliche Gebärden-Sprachen, die stark flektierend sind. Dolmetscher, die hören, können darüber hinaus zwischen Laut- und Gebärdensprachen hin- und herdolmetschen. Eine Gebärdensprache zu erlernen ist kein Kinderspiel. Jahrelanges Kommunizieren mit Gehörlosen, die die Gebärdensprache beherrschen, ist Voraussetzung für den Erfolg bei der Sprachakquisition. Es gibt eine weltweite Vielfalt an Dutzenden von natürlichen Gebärdensprachen. Die Vorstellung, alle Gehörlosen sprächen die gleiche Gebärdensprache, ist also irreführend. Dolmetscher haben hier ein großes Arbeitsgebiet.

Gebärdensprachdolmetscher sind berufliche Praktiker oder haben einen spezifischen Hochschulabschluss

Universitäten sind nicht für alle Menschen der geeignete Ort, um Sprachen zu lernen. Wer sich an einer Universität für ein Sprachstudium einschreibt, sollte die Sprache nämlich schon vorher beherrschen. Sehr gute Sprachkenntnisse erlangen Menschen oft eher entlang ihrer persönlichen Lebenswege als im Hörsaal. Mit Gebärdensprachen verhält es sich da nicht anders: An ein paar Universitäten kann man zwar Gebärdendolmetscher als Studiengang studieren, Voraussetzung hierfür sind jedoch sehr gute Gebärdensprachkenntnisse. Die Alternative zum Hochschulstudium sind berufsbegleitende Ausbildungen zum Gebärdensprachdolmetscher. Praktiker aus dem Berufsleben können sich auch, ohne spezifische Kurse absolviert zu haben, zur staatlichen Prüfung für Gebärdensprachdolmetscher anmelden.

Die gesellschaftliche Einbindung von Gehörlosen mit Hilfe von Gebärdensprachdolmetschern steht unter dem Schutz des Gesetzes

In Deutschland regelt das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) den Anspruch von Gehörlosen auf Dolmetscher. Gehörlose sind eine Menschengruppe mit Recht auf Beachtung, Schutz, Aufmerksamkeit und Barrierefreiheit. Barrierefreiheit heißt, dass aus der Kommunikation und dem Gesellschaftsleben bestimmte Menschengruppen nicht einfach ausgeschlossen werden. Gehörlose dürfen nicht diskriminiert werden. Aufgrund dieser sozialen, ethischen, praktischen und gesetzlichen Dispositionen zum Schutz von Gehörlosen sind Gebärdensprachdolmetscher gefragte Profis. Zum Beispiel weist die Universität zu Köln auf ihrer Internetpräsenz darauf hin, dass Gehörlose in der Vorlesung Anspruch auf zwei sich abwechselnde Dolmetscher haben. In Köln werden die Kosten von der LVR (Landschaftsverband Rheinland) getragen.

Die deutsche Gebärdensprache ist nicht Deutsch

Gebärdensprachen sind lautlose Idiome. In der Soziologie gibt es jedoch interessante Sprachdefinitionen, nach denen Gebärdensprachen eben doch keine vollständig selbständigen Sprachen sind. Moderne Nationalsprachen sind an Schriftsysteme und schriftliche Texte, die wichtige Inhalte zu Kultur, Geschichte und Gesellschaft enthalten, geknüpft. Eine Sprache zu beherrschen, bedeutet also auch, sich mit den schriftlichen Inhalten einer bestimmten Kultur und eines bestimmten Selbstverständnisses zu identifizieren. Die Gebärdensprachen sind aber nicht verschriftlicht. Deshalb müssen Gebärdensprachdolmetscher in Köln und anderswo in Deutschland immer auch sehr gut Deutsch beherrschen. So helfen sie, Gehörlose an den Vorteilen einer schriftlich denkenden Gesellschaft teilhaben zu lassen. Gehörlose mithilfe von Gebärdensprache von Kindesbeinen an so zu erziehen, dass sie sogar Deutsch lesen und schreiben können, ist eine große Herausforderung. Gebärdensprachdolmetscher sind wichtig für diese Augabe.

Benötigen Sie in Köln einen erfahrenen Dolmetscher? Das Übersetzungsbüro SATZGEWINN ist gerne für Sie da!