Groß- und Kleinschreibung im Englischen

Deutsch gilt als schwierige Sprache wegen der vielen Ausnahmen

Englisch ist eine Weltsprache. Das hat historische Gründe – zum Teil ist dieser Status auch dem Umstand geschuldet, dass es relativ leicht zu lernen ist. Zumindest im Vergleich mit anderen Sprachen, insbesondere der deutschen Sprache. „Wer nie Deutsch gelernt hat, kann sich gar keine Vorstellung davon machen, was das für eine komplizierte Sprache ist“, schrieb Mark Twain in seinem Werk, das er bezeichnenderweise „The Awful German Language“ nannte, also „Die schreckliche deutsche Sprache“. In dieser Abhandlung hadert Mark Twain damit, dass die meisten Regeln der deutschen Sprache nicht grundsätzlich gelten, sondern permanent durch Ausnahmen außer Kraft gesetzt werden. Das brachte ihn als US-Amerikaner, der sich bemühte, Deutsch mündlich und schriftlich zu praktizieren, indem er die gelernten Sprachregeln anwendete, immer wieder zur Verzweiflung.

Im Deutschen werden Substantive immer großgeschrieben

Die englische Sprache sei viel geordneter aufgebaut als die deutsche, so Twain. Doch auch hier gibt es Ausnahmen, manchmal sogar in Fällen, bei denen die deutsche Rechtschreibung erstaunlich konsequent bleibt. Ein Beispiel dafür ist die Regel, nach der hier grundsätzlich alle Substantive großgeschrieben werden.

Nomen im Englischen schreibt man meistens klein

In der englischen Sprache lautet die übergeordnete Vorgabe zur Groß- und Kleinschreibung: Außer am Satzanfang schreibt man klein. Das klingt einfach, ist es aber leider nicht, denn hier gibt es zur Abwechslung einmal in der englischen Sprache eine Reihe von Ausnahmen. Sie betreffen:

Personalpronomen in der ersten Person Singular

Das wohl wichtigste Wort, das im Englischen immer großgeschrieben wird, ist die Bezeichnung für den Sprecher selbst. Das Wort „I“, also „ich“, wird im Englischen immer als ein Großbuchstabe geschrieben, ganz gleich, ob es am Satzanfang steht oder mitten im Satz. Diese Regel ist gut nachvollziehbar, denn damit erhält dieses extrem kurze Wort automatisch eine stärkere Betonung als mit einem kleinen „i“.

Eigennamen, Titel und Anreden

Alle Eigennamen schreibt man im Englischen wie bei uns mit großen Anfangsbuchstaben. Dazu gehören die Vor- und Nachnamen von Personen ebenso wie die Namen von Firmen, Institutionen und von Markenbegriffen. Im privaten Bereich werden auch Bezeichnungen wie „Mum“ und „Dad“, also „Mama“ und „Papa“ großgeschrieben.

Anreden und Titel, zum Beispiel Mr oder Mrs, werden großgeschrieben und ihre Abkürzungen ebenfalls. Bei der Abkürzung gibt es einen Unterschied zwischen britischem und amerikanischem Englisch: In der britischen Form wird im Gegensatz zur amerikanischen kein Punkt gesetzt.

Diese Großschreibung gilt natürlich auch bei allen Adelstiteln und erst recht bei den Royals. Wenn von der britischen Königin die Rede ist, lautet die korrekte Formulierung „Her Majesty the Queen“. Akademische Titel werden nur in der Anrede großgeschrieben oder wenn sie ein bestimmtes Amt bezeichnen und somit ein Teil des Namens sind wie zum Beispiel „The British Prime Minister“.

Schreibweise geografischer Bezeichnungen

Geografische Bezeichnungen wie Städte- und Ländernamen, aber auch die Bezeichnungen von Himmelsrichtungen und Regionen wie „the Wild West“ oder „the Strait of Dover“ sowie Namen von Flüssen oder Seen schreibt man im Englischen genau wie bei uns groß. Bei Himmelsrichtungen gibt es jedoch einen Unterschied in der Schreibweise, je nachdem, ob man sie nur als solche benennt („the East“) oder ob sie eine Richtungsangabe sind. Wenn man zum Beispiel jemandem sagen möchte, wohin er gehen soll, denn dann heißt es „go east“, und hier ist die Schreibweise klein.

Geschichtliche Ereignisse, Zeitperioden und Dokumente

 

werden wie Eigennamen behandelt und daher großgeschrieben. Man schreibt „the Battle of Trafalgar“ oder „World War II“ und „the Green Deal“ oder „the UN Charter on Human Rights“.

Straßennamen wie die bekannte „Downing Street“ und öffentliche Gebäude, zum Beispiel der „Buckingham Palace“, oder Institutionen wie die „World Health Organization“ schreibt man im Englischen wie bei uns mit großen Anfangsbuchstaben.

Sprachen und Nationalitäten werden großgeschrieben,

auch wenn sie als Adjektiv eingesetzt werden. Zum Beispiel bei der Angabe einer Staatsangehörigkeit. Ein britischer Bürger ist in seiner Muttersprache ein „British citizen“. Das wird auch in weniger offiziellen Fällen so gehandhabt, etwa wenn von der typisch britischen Lebensart die Rede ist. Sie ist, wie jeder weiß, sehr eigenwillig, kurz gesagt „very British“.

Titel und Überschriften

 werden fast komplett mit großen Anfangsbuchstaben geschrieben. Nur bei Artikeln, Präpositionen und Konjunktionen ist die Schreibweise klein, es sei denn, sie sind das erste Wort des Titels. Ernest Hemingways Buch „The Old Man and the Sea“ ist dafür ein gutes Beispiel. Diese Regel hat sich allerdings etwas gelockert und so ist mittlerweile ein so genannter „Down style“ gesellschaftsfähig geworden, bei dem in Titeln und Überschriften nur noch das erste Wort und Eigennamen großgeschrieben werden.

Dabei lässt sich feststellen, dass die britische Regenbogenpresse den Up-Style favorisiert, während die Tagespresse wie der Guardian zur Kleinschreibung tendiert.

Kalendarische Begriffe und Gottheiten

Begriffe aus dem Kalender wie Monatsnamen und Wochentage werden im Englischen großgeschrieben und ebenso die Namen von Feiertagen. Aber Achtung: Jahreszeiten schreibt man klein, wie man in der Bemerkung „winter is the Christmas season“ sehen kann.

Die Namen von Gottheiten schreibt man auch im Englischen groß, ähnlich ist es bei heiligen Schriften. So ist ihre Schreibweise zumindest in religiösen Kontexten „the Holy Bible“ oder „the Koran“.

Nach der Anrede in Briefen oder in E-Mails

schreibt man im Englischen groß weiter. Die korrekte Form sieht so aus:
Dear Mr Brown(,)
Thank you for your letter …
Ein deutlicher Unterschied zur deutschen Rechtschreibregel, wo nach der Anrede ein Komma stehen muss (im Englischen ist es eine Kann-Regel) und die zweite Zeile mit einem kleinen Buchstaben beginnt.

Satzanfänge und Semikolon

Nach einem Punkt beginnt im Englischen der folgende Satz wie im Deutschen mit einem Großbuchstaben, während man nach einem Doppelpunkt generell klein weiterschreibt, sofern danach ein vollständiger Satz folgt. Ausnahmen kann es bei wissenschaftlichen Texten geben; hier gelten oft individuelle Stilvorlagen. Nach einem Semikolon schreibt man wie im Deutschen klein weiter.

Moderne Kommunikation im digitalen Zeitalter

So weit die wichtigsten Regeln bezüglich der Groß- und Kleinschreibung in der englischen Sprache. Da die moderne Kommunikation heute hauptsächlich in digitalen Medien stattfindet, wo auch deutsche Texte komplett klein geschrieben werden und viele englische Begriffe enthalten, kann es nicht schaden, wenn man die korrekte Rechtschreibung in beiden Sprachen im Auge behält. Ihre Lektoratsaufträge können Sie gerne an das Übersetzungsbüro SATZGEWINN schicken.