Der „Deppenapostroph“ ist in einigen Fällen nun erlaubt

Wie verwendet man ein Apostroph eigentlich richtig?

Das Kölner Übersetzungsbüro SATZGEWINN erklärt in dem Post die korrekte Verwendung des Apostrophs im Deutschen.

Der „Deppenapostroph“ ist ein Phänomen in der deutschen Sprache, bei dem der Apostroph falsch oder unnötig verwendet wird, insbesondere bei der Genitivbildung. Beispiele wie „Peter’s Auto“ oder „Anna’s Bistro“ sind typisch für diesen fehlerhaften Gebrauch. In der traditionellen deutschen Rechtschreibung wird der Apostroph nur in bestimmten Fällen genutzt, etwa bei Auslassungen („Wie geht’s?“) oder bei Genitiven von Namen, die auf s, ß, x oder z enden („Max’ Fahrrad“). Doch der Einfluss des Englischen, wo der Apostroph bei der Genitivbildung obligatorisch ist („John’s car“), hat dazu geführt, dass er auch im Deutschen immer häufiger verwendet wird – oftmals falsch.

Rat für deutsche Rechtschreibung entscheidet

Trotz des Widerstands von Sprachpuristen, die den übermäßigen Gebrauch dieses Satzzeichens kritisieren, hat sich der Apostroph in der Alltagssprache etabliert, insbesondere in der Werbung und bei Firmennamen. Dies führte dazu, dass der Rat für deutsche Rechtschreibung – das offizielle Gremium, das über die Regeln der deutschen Sprache entscheidet – den Einsatz des Apostrophs in bestimmten Fällen überdachte und schließlich lockerte.

Was ist der Rat für deutsche Rechtschreibung

Der Rat für deutsche Rechtschreibung wurde 2004 gegründet, um die Einheitlichkeit und Weiterentwicklung der deutschen Rechtschreibung in allen Ländern sicherzustellen, in denen Deutsch als Amtssprache verwendet wird. Der Rat setzt sich aus Vertretern verschiedener deutschsprachiger Länder zusammen, darunter Deutschland, Österreich, die Schweiz, Liechtenstein, Belgien und Luxemburg. Seine Aufgabe ist es, die Rechtschreibregeln festzulegen und anzupassen, um den Sprachgebrauch an gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen anzupassen.

Zu den wichtigsten Aufgaben des Rats gehört die Überprüfung und, falls notwendig, Anpassung der Rechtschreibung. Ein bekanntes Beispiel dafür war die Rechtschreibreform von 1996, die zahlreiche Veränderungen in der deutschen Rechtschreibung brachte, darunter neue Regeln für die Getrennt- und Zusammenschreibung, die Groß- und Kleinschreibung sowie die Zeichensetzung. Seit der Gründung des Rats gab es immer wieder kleinere Anpassungen, um die Sprachregeln zu präzisieren oder an den allgemeinen Sprachgebrauch anzupassen.

Der Rat arbeitet eng mit Sprachwissenschaftlern, Lehrern und Vertretern von Ministerien und Behörden zusammen, um die Verständlichkeit und Regelmäßigkeit der Sprache zu gewährleisten. Dabei geht es nicht nur darum, bestehende Regeln zu bewahren, sondern auch um die Anerkennung und Integration neuer sprachlicher Entwicklungen. Besonders die Digitalisierung und der Einfluss anderer Sprachen, vor allem des Englischen, haben dazu geführt, dass der Rat regelmäßig Anpassungen an der deutschen Rechtschreibung vornimmt.

Der Weg zur Anerkennung des Deppenapostrophs

Die Diskussion um den Deppenapostroph und seine Verwendung in der deutschen Sprache ist eng mit den Veränderungen in der Rechtschreibung und dem allgemeinen Sprachgebrauch verbunden. Während der Apostroph in der klassischen deutschen Rechtschreibung nur selten verwendet wird, hat sich durch den Einfluss des Englischen und der zunehmenden Globalisierung ein breiterer Gebrauch etabliert. Besonders in der Werbung, bei Firmennamen und in der öffentlichen Beschriftung wird der Apostroph oft eingesetzt, um den Besitz anzuzeigen, obwohl dies grammatikalisch nicht korrekt ist.

Lange Zeit war der Deppenapostroph ein klassisches Beispiel für falsche Rechtschreibung. Sprachwissenschaftler und Lehrer machten sich häufig über die fehlerhafte Verwendung lustig, und der Begriff „Deppenapostroph“ wurde zu einem festen Bestandteil der Kritik an ungenauer Sprache. Doch der Apostroph in Firmennamen wie „Willi‘s Eckkneipe“ oder „Tom’s Bar“ wurde in der breiten Öffentlichkeit zunehmend akzeptiert, und viele Menschen erkannten den Fehler nicht einmal mehr.

Ab Herbst 2025 wird der Deppenapostroph bei Eigennamen zulässig

Im Jahr 2024 beschloss der Rat für deutsche Rechtschreibung schließlich, den Gebrauch des Apostrophs in bestimmten Fällen zu lockern. Konkret geht es dabei um den Einsatz des Apostrophs bei Eigennamen, insbesondere bei Geschäften und Lokalen, um Besitz anzuzeigen. Ab Herbst 2025 wird es also offiziell zulässig sein, den Apostroph in Eigennamen wie „Sigi’s Haarschneiderei“ oder „Moni’s Gemüsekiste“ zu verwenden, ohne dass dies als Fehler gewertet wird.

Warum diese Änderung?

Die Entscheidung des Rats für deutsche Rechtschreibung, den Deppenapostroph in bestimmten Fällen zu erlauben, hat mehrere Gründe. Zum einen ist Sprache ein lebendiges System, das sich ständig verändert. Der Sprachgebrauch entwickelt sich weiter, und die Regeln müssen sich daran anpassen. Wenn eine große Anzahl von Menschen eine bestimmte sprachliche Konstruktion regelmäßig verwendet und diese akzeptiert wird, ist es sinnvoll, die Regel anzupassen, anstatt starr an traditionellen Formen festzuhalten.

Zum anderen spielt der Einfluss des Englischen eine große Rolle. In der englischen Sprache ist der Apostroph ein wesentlicher Bestandteil der Genitivbildung, und durch die wachsende Bedeutung des Englischen in der globalen Kommunikation, der Werbung und der Wirtschaft hat sich diese Verwendung auch in der deutschen Sprache etabliert. Besonders im Bereich der Firmennamen ist der Apostroph inzwischen fest verankert, und viele Menschen empfinden seine Verwendung als normal.

Ein weiterer Grund ist die zunehmende Bedeutung von Internationalität und Multikulturalität. In vielen deutschen Städten gibt es Geschäfte, deren Inhaber nicht aus dem deutschsprachigen Raum stammen. Diese Menschen bringen oft ihre eigene Sprachkultur mit, und der Apostroph ist in vielen Sprachen ein gängiges Satzzeichen, um Besitz anzuzeigen. Die Regelung des Rats spiegelt also auch den Wunsch wider, die deutsche Sprache für unterschiedliche kulturelle Einflüsse offener zu gestalten.

Kritik und Konsequenzen

Obwohl die Anerkennung des Deppenapostrophs in bestimmten Fällen eine pragmatische Entscheidung des Rats für deutsche Rechtschreibung ist, bleibt sie nicht ohne Kritik. Sprachpuristen sehen in der Lockerung der Regeln einen Verlust an sprachlicher Präzision und befürchten, dass die deutsche Rechtschreibung zunehmend „verwässert“ wird. Für sie steht der Apostroph im Genitiv weiterhin für eine fehlerhafte Verwendung, die durch die neue Regelung nur legitimiert wird.

Im formalen Sprachgebrauch weiterhin ein Rechtschreibfehler

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Regelung zwar für Eigennamen und geschäftliche Bezeichnungen gilt, aber im formalen Sprachgebrauch weiterhin als Fehler gewertet wird. Das führt dazu, dass es für Lernende der deutschen Sprache schwieriger wird, zwischen den unterschiedlichen Verwendungsweisen zu unterscheiden. Zudem besteht die Gefahr, dass der Apostroph auch in anderen Bereichen, in denen er nicht erlaubt ist, häufiger falsch verwendet wird, weil die Grenze zwischen richtig und falsch verschwimmt.

Sprache ist ein flexibles System und im ständigen Wandel

Dennoch zeigt die Entscheidung des Rats für deutsche Rechtschreibung, dass Sprache ein flexibles System ist, das sich den Bedürfnissen der Sprecher anpasst. Die Anerkennung des Deppenapostrophs in bestimmten Fällen ist ein Zeichen dafür, dass sich die Sprachpraxis entwickelt und dass der Rat bereit ist, auf diese Entwicklungen zu reagieren. Es bleibt abzuwarten, wie sich die deutsche Rechtschreibung weiterentwickelt und welche weiteren Veränderungen in den kommenden Jahren vorgenommen werden.

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