Juristische Übersetzungen: 5 Fehler, die Sie vor Gericht bringen können

Juristische Übersetzungen gehören zu den anspruchsvollsten und risikoreichsten Bereichen der Übersetzungsbranche. Fehler in der Übersetzung von Verträgen, Geschäftsbedingungen oder Gerichtsdokumenten können schwerwiegende Folgen haben – von finanziellen Schäden bis hin zu rechtlichen Auseinandersetzungen. Während ein kleiner sprachlicher Fauxpas in einem Werbetext vielleicht nur für Verwirrung sorgt, kann er in einem juristischen Dokument den Ausgang eines Rechtsstreits beeinflussen oder sogar strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

In diesem Artikel zeigen wir fünf gravierende Fehler, die bei juristischen Übersetzungen auftreten können, und erklären, wie Sie diese vermeiden.

1. Ungenaue Übersetzung von Rechtstermini

Einer der häufigsten und gefährlichsten Fehler in juristischen Übersetzungen ist die falsche oder ungenaue Übersetzung von Fachbegriffen. Rechtssprache ist äußerst präzise und unterscheidet sich oft stark zwischen verschiedenen Rechtssystemen.

Ein klassisches Beispiel ist der englische Begriff „consideration“, der im Vertragsrecht eine zentrale Rolle spielt. Eine wortwörtliche Übersetzung mit „Überlegung“ wäre fatal, denn im angloamerikanischen Recht bezeichnet „consideration“ die Gegenleistung oder den Wert, der für einen Vertrag notwendig ist. In Deutschland gibt es dieses Konzept so nicht – Verträge sind auch ohne eine solche Gegenleistung rechtsgültig.

Ähnlich problematisch ist die Verwechslung von „warranty“ und „guarantee“ im Englischen. Während „warranty“ sich meist auf eine beschränkte Gewährleistung bezieht, wird „guarantee“ oft als weitergehende Garantie verstanden. Eine falsche Übersetzung kann dazu führen, dass ein Unternehmen versehentlich umfangreichere Haftungszusagen macht als beabsichtigt.

Wie man den Fehler vermeidet:

  • Immer mit spezialisierten juristischen Übersetzern arbeiten, die nicht nur sprachliche, sondern auch rechtliche Expertise besitzen.
  • Fachbegriffe in beiden Rechtssystemen genau prüfen, bevor sie übersetzt werden.

2. Wörtliche Übersetzung ohne Berücksichtigung des Rechtssystems

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass eine juristische Übersetzung einfach eine wörtliche Übertragung des Ausgangstextes ist. Doch jedes Land hat eigene Gesetze und Rechtstraditionen – eine direkte Übersetzung kann daher oft irreführend oder sogar ungültig sein.

Ein Beispiel ist der Begriff „Notary Public“ im US-amerikanischen Recht. In vielen europäischen Ländern sind Notare hochqualifizierte Juristen mit weitreichenden Befugnissen, während ein „Notary Public“ in den USA oft nur dazu berechtigt ist, Unterschriften zu beglaubigen. Wird dieser Begriff falsch übersetzt, kann dies zu Missverständnissen und sogar zur Ungültigkeit eines Dokuments führen.

Ähnlich problematisch ist die direkte Übersetzung von „power of attorney“ mit „Vollmacht“. Während eine Vollmacht im deutschen Recht oft an bestimmte Bedingungen geknüpft ist, kann eine „power of attorney“ im angloamerikanischen Recht umfassendere Befugnisse verleihen.

Wie man den Fehler vermeidet:

  • Die Bedeutung von Begriffen im jeweiligen Rechtssystem genau analysieren.
  • Falls keine exakte Entsprechung existiert, eine erklärende Fußnote oder einen Zusatz im Text verwenden.

3. Fehlinterpretation von Zahlen, Daten und Währungen

Ein weiterer häufiger Fehler betrifft die fehlerhafte Übertragung von Zahlen, Geldbeträgen und Datumsformaten. In vielen Ländern werden Dezimaltrennzeichen unterschiedlich verwendet: Während in Deutschland ein Komma (1.000,50 €) als Dezimaltrennung genutzt wird, wird im englischsprachigen Raum oft ein Punkt (1,000.50 €) verwendet. Eine falsche Interpretation kann in Verträgen schnell zu finanziellen Schäden führen.

Auch das Datumsformat unterscheidet sich: Während in Deutschland der 03.04.2024 den 3. April bedeutet, wird dieselbe Schreibweise im amerikanischen Format als 4. März verstanden (MM/TT/JJJJ). In rechtlichen Dokumenten kann das fatale Missverständnisse hervorrufen, besonders bei Fristen und Vertragslaufzeiten.

Wie man den Fehler vermeidet:

  • Zahlen und Datumsangaben immer an das Zielsprachenformat anpassen.
  • Bei Währungsangaben zusätzlich den vollständigen Währungsnamen oder den ISO-Code (EUR, USD, GBP) verwenden, um Verwechslungen zu vermeiden.

4. Fehlende oder falsche Übersetzung von Klauseln

Vertragsklauseln sind oft kompliziert formuliert und enthalten wichtige rechtliche Verpflichtungen. Eine fehlerhafte oder unvollständige Übersetzung kann dazu führen, dass ein Vertrag für eine Partei nachteilig wird oder im schlimmsten Fall ungültig ist.

Ein Beispiel ist die sogenannte „Force Majeure“-Klausel, die sich auf höhere Gewalt bezieht. Während sie im englischen Recht oft Naturkatastrophen oder Krieg umfasst, kann die genaue Definition in anderen Rechtssystemen variieren. Eine fehlerhafte Übersetzung könnte dazu führen, dass bestimmte Ereignisse nicht als höhere Gewalt anerkannt werden.

Ein weiteres Beispiel sind Haftungsausschlüsse. Im englischen Rechtssystem sind „Limitation of Liability“-Klauseln weit verbreitet, in vielen europäischen Ländern gibt es jedoch striktere Regelungen zum Verbraucherschutz. Eine ungenaue Übersetzung könnte dazu führen, dass Unternehmen sich fälschlicherweise für rechtlich unangreifbar halten.

Wie man den Fehler vermeidet:

  • Verträge immer von Experten mit Kenntnissen des jeweiligen Rechtssystems überprüfen lassen.
  • Bei komplexen Klauseln die genaue rechtliche Bedeutung prüfen und gegebenenfalls juristische Beratung einholen.

5. Automatische Übersetzungen und mangelnde Qualitätskontrolle

Ein schwerwiegender Fehler ist der Einsatz automatischer Übersetzungstools oder unqualifizierter Übersetzer für juristische Dokumente. Während KI-gestützte Übersetzungsprogramme in vielen Bereichen nützlich sind, sind sie für juristische Texte nicht zuverlässig genug.

Ein berühmtes Beispiel ist ein Fall aus Kanada, bei dem eine schlecht übersetzte Vertragsklausel zu einem Rechtsstreit über mehrere Millionen Dollar führte. Der Vertrag enthielt eine Klausel, die falsch interpretiert wurde, weil eine subtile Nuance der französischen Übersetzung nicht beachtet wurde.

Auch Rechtschreib- oder Tippfehler können in juristischen Dokumenten fatale Folgen haben. In einem bekannten Fall in den USA führte ein einfacher Kommafehler in einem Vertrag dazu, dass ein Unternehmen mehrere Millionen Dollar verlor, weil eine Vertragsklausel falsch interpretiert wurde.

Wie man den Fehler vermeidet:

  • Niemals juristische Dokumente mit automatischen Übersetzern erstellen.
  • Immer eine gründliche Qualitätskontrolle durch Fachübersetzer und Juristen durchführen lassen.

Fazit: Warum juristische Übersetzungen Expertenarbeit sind

Juristische Übersetzungen sind weit mehr als nur die Übertragung von Wörtern in eine andere Sprache. Sie erfordern ein tiefes Verständnis beider Rechtssysteme, sprachliche Präzision und absolute Sorgfalt. Fehler können nicht nur finanzielle Schäden verursachen, sondern auch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Um juristische Dokumente rechtssicher zu übersetzen, ist es daher unerlässlich, auf professionelle Übersetzer mit juristischer Fachkompetenz zu setzen. Nur so lassen sich Missverständnisse vermeiden und Rechtsstreitigkeiten verhindern.

Wer auf eine qualitativ hochwertige juristische Übersetzung setzt, schützt sich und sein Unternehmen vor kostspieligen und unangenehmen Konsequenzen – und bleibt rechtlich auf der sicheren Seite.
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